Handwerkerfamilie in Bad Waldsee seit 18. März 1685
Johannes Strasser, geboren vor 1668 in oder bei Berg, nahe Ravensburg erhielt am 18. März 1685 die Bürgerrechte in Waldsee. Dies geschah zu einer Zeit, als sich die Stadt noch längst nicht von den Auswirkungen des 30-Jährigen Krieges erholt hatte. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die Strasser-Vorfahren in männlicher wie in mütterlicher Linie die durch Pest und Hunger gezeichneten Zeiten dieses Religionskrieges hier in Waldsee und im benachbarten Berg überlebt haben. Waldsee war nach 294 Jahren Verpfändung an die Truchsessen von Waldburg, seit 1680 wieder eine freie vorderösterreichische Stadt.
Etwa so, wie diese zeitgenössische Darstellung Waldsee im Jahr 1680 darstellt, dürfte Johannes seine neue Heimat gesehen haben.
Die Menschen übten damals meist mehrere Berufe aus:
Johannes Strasser war Handwerker - „Blaicher“ und Fleischer. Am 11. Juni 1725 wurde er zum Fleischschauer vereidigt. Schauer waren erfahrene Handwerker, die beauftragt waren, Qualität, Preis und Menge der angebotenen Waren zu begutachten.
Gründung der Firma Siegfried Strasser im Jahr 1961
Im Jahr 1961 gründet der Straßenbaumeister Siegfried Strasser eine eigene Firma. In den Anfangsjahren werden vorwiegend sogenannte „Grüne-Plan-Straßen“ und Betriebshöfe hergestellt und instandgehalten, auch private Hofeinfahrten und Gartenwege aus Asphalt waren die Schwerpunkte der Firmentätigkeit. Die Bauprojekte befanden sich damals vorwiegend im nördlichen Schussental, da in Bad Waldsee eine alteingesessene Straßenbaufirma, welche die Bautätigkeit polarisierte.
Bauhof und Lagerplatz befand sich im Oberriedweg 36 vor dem Wohnhaus. Ein weiterer Lagerplatz war im Oberen Ried, Verlängerung Riedgasse zu Beginn des „langen Weg“. Ein nasses Grundstück gegenüber des Riedbach, gut einen Meter tiefer gelegen als der Weg. Dort stand diese Holzhütte zur Unterbringung der Geräte. Als Siegfried dieses Grundstück am „langen Weg“ an die Stadt Bad Waldsee verkauft und das Flurstück Nr. 1069/5 in der Holzstraße (am Carlensteich) erwirbt, siedelt er diese Hütte zur Holzstraße um, wo Sie noch heute existiert.
In den 70-ern kam dann ein Umdenken der privaten Bauherren; Hofräume, Garageneinfahrten und Gartenwege wurden nicht mehr asphaltiert, es kamen Betonfertigteile, wie z.B. Doppelverbundsteine und Waschbeton auf den Markt. Auch waren Natursteinbeläge und Mauern aus Naturstein nach wie vor gefragt, die Preise waren hierfür damals wie heute höher, da die Verlegung aufwändiger ist und die Materialkosten höher sind. Firmengründer Siegfried Strasser stellte sich frühzeitig auf diesen Trend ein und verlagerte den Firmenschwerpunkt auf Gartengestaltung und Natursteinpflasterbau.
- Im Objektbereich ist die Fa. Strasser nach wie vor als Asphaltfirma tätig.
- Personalstand damals 15-20 (25) Mann. Im Winter gingen die Arbeiter „Stempeln“.
- Als einheitliche Farbe für die Baumaschinen wird ab etwa 1968 „Reinorange“ RAL 2004 gewählt.
1961 gegründet, war die Wirtschaftskrise von 1966/67 für Siegfried Strasser mit seiner Firma und den 3 kleinen Kindern dramatisch.
Drei seiner Kunden, die große Betriebshöfe bei der Firma Strasser beauftragten, gingen in diesem Jahr insolvent. Die Zahlung blieb aus! Im selben Jahr hatte er einen neuen Grader MBU G3 gekauft und noch Raten an einer Laderaupe Deutz DL70 zu leisten.
Die wirtschaftliche Situation konnte dramatischer kaum sein! Während die Banken keine weiteren Kredite gewährten, mussten Materialien, Löhne und die Raten der neuen Maschinen bestritten werden. Die wirtschaftlichen Folgen der 1966er-Wirtschaftskrise wurden von der der jungen Firma Strasser überwunden.
Bedingt durch den Bauhof direkt am Wohnhaus war es absolut keine Seltenheit, dass Nachbarn sonntags nach dem Kirchgang kamen, Zement, Kies oder Sand abholten, oder sich einen Rüttler ausborgten. An ein Privatleben war nicht zu denken. Sonntags war für Siegfried dann Büroarbeit angesagt, da er wochentags die meist weit entfernten Baustellen betreute. Hier galt es Rechnungen und Angebote zu schreiben und Lieferantenrechnungen zu Prüfen. Die Zahlung der Lieferrechnungen, der Löhne und das Führen der Buchhaltung war Aufgabe von Irma Strasser, neben der Kindererziehung, Tierhaltung und Gartenarbeit. Für Freizeitaktivitäten blieb da wenig Zeit.
Die Zahl der Mitarbeiter war Anfang der 1970er Jahre schon auf über 15 gestiegen, in den Sommermonaten oft auf 20 bis 25 Mann. Mit einem VW-Bus wurde ein Teil der Arbeiter zur Baustelle gefahren, die übrigen wurden auf den Kipper des LKW verfrachtet.
Natürlich wurde zur damaligen Zeit aller Orten gesprengt! Siegfried Strasser war Sprengmeister.
Diese Fotos entstanden 1969 an der Biberacher Straße, oberhalb des heutigen „Scaterplatz“ beziehungsweise unterhalb der BAG. Die Firma Strasser war beauftragt die Straße zu verbreitern und einen Gehsteig anzulegen. Die gesamte Allee wurde gefällt und die Wurzeln durch Siegfried Strasser und Olaf Kraus gesprengt. Eine Abdeckung aus Stroh sollte verhindern, dass Trümmer unkontrolliert umherfliegen.
Im Jahr 1977 wurde die Waldseer Straßenbaufirma Weh aufgelöst, da sich kein Nachfolger finden konnte. Mit einem Personalstand von über 70 Mann und einem für damalige Verhältnisse modernen Maschinenpark war die Firma Weh unter Firmenleiter Dr. Meessen unangefochtener Tiefbaubetrieb in Bad Waldsee und Umgebung.
Die gesamte Firma Weh war schon an ein Kißlegger Tief- und Straßenbauunternehmen verkauft, die in Bad Waldsee einen Zweigbetrieb gründen wollte. Schon vor Aufnahme des operativen Geschäfts geriet diese Firma in wirtschaftliche Schieflage, sodass die Firmenübernahme platzte. Siegfried Strasser packte diese Change, verkaufte den Lagerplatz am Carlensteich und versetzte sich so in die Lage, mit Dr. Meessen über einen Kauf zu verhandeln.
Die Firma Strasser erwarb die Lagergebäude in der Steinstraße welche sich auf Bundesbahngelände befanden, samt Inventar. Die Firma Strasser konnte nun einen wichtigen Standortvorteil nutzen: In unmittelbarer Nachbarschaft zum damaligen Baustoffhandel Weinig konnte die Fa. Strasser nun vermehrt Kunden in Bad Waldsee und der näheren Umgebung gewinnen.
Die langen und kostenintensiven Anfahrten zu Bauvorhaben im Schussental wurden reduziert. Allerdings war das Erscheinungsbild der Firma von den alten Lagerschuppen aus der Zeit nach 1920 geprägt.
Siegfried Strasser übergibt die Firma im Jahr 1999 an die Söhne Joachim und Siegfried mit folgenden Worten:
„Bleibt Bodenständig, bedient eure Kundschaft korrekt und kompetent. Euer Können und das eurer Mitarbeiter sind euer größtes Kapital.“
Firmengeschichte der Strasser GmbH in Bad Waldsee
Im Jahr 1999 übernahmen die Söhne Joachim und Siegfried jun. die Firma Siegfried Strasser in Form einer GmbH, gleichberechtigt und mit gleichen Geschäftsanteilen.
Die Firmeninhaber haben in den Folgejahren konsequent die physischen Belastungen am Bau durch Einsatz moderner Technik reduziert und gleichzeitig die Qualität und Produktivität der Leistungen optimiert. Neben dem Fuhrpark und den Baumaschinen wurde gezielt in Technik investiert, welche die Arbeitsabläufe wirtschaftlicher und präziser machen. Vakuumplatten verlegen großformatige Platten, Pflasterverlegemaschinen und Pflasterverlegezangen rationalisieren schwere Arbeiten. Diamantbohrtechnik oder der Einsatz von Erdraketen oder Kabelpflug – alles Technik, die im Hintergrund unscheinbar aber effektiv die Arbeit erleichtert. Auf hohem Niveau werden durch die Strasser GmbH junge Menschen im Straßen-/Pflasterbau (Handwerkskammer) und im GaLaBau (IHK) ausgebildet.
Wer nicht selbst junge Menschen für den Beruf begeistern und ausbilden kann, darf sich auch nicht über Fachkräftemangel beschweren. Als anerkannter Ausbildungsbetrieb der beiden Berufsverbände Handwerkskammer und Industrie- u. Handelskammer bemüht sich die Strasser GmbH, zukünftige Fachkräfte auf höchstem Niveau, fachlich und persönlich „heranzuziehen“.
Während der Wintermonate werden alle Mitarbeiter durch Fort- und Weiterbildung auf den aktuellsten Stand gebracht, denn unser größtes Kapital sind unsere Mitarbeiter.
Garant unserer Qualität ist, dass wir zu unserem und zum Kundenvorteil ausschließlich Fachkräfte beschäftigen.
Im Jahr 2006 erwarb die Strasser GmbH das komplette Grundstück vom ursprünglichen Firmensitz an der Steinstraße nach West bis zum Baustoffhandel Wölpert, knapp ein Hektar. Einer Expansion stand somit nichts mehr im Wege.
Schon 2009 wurden die Gebäude aus den 1920-er Jahren durch moderne Fahrzeug- und Maschinenhallen ersetzt.